"Gehe wenn du gehst, stehe wenn du stehst …" (nach einer Zen-Geschichte)
Erst am Abend nach einem unkrautintensiven Tag auf dem Feld beginne ich mit dem Einkochen. An diesem Abend sind Marillen dran. Damit es schneller geht, nehme ich die doppelte Menge von meinem Rezept, im großen Kochtopf. Damit es schneller geht, ....
dreh ich voll auf und bereite nebenher noch Zutaten vor und überlege, welches andere Produkt ich vielleicht heute Abend noch einkochen könnte. Eigentlich wär’s angenehmer, wenn ich zur Erntezeit einfach den ganzen Tag nur einkochen könnte. Aber das Unkraut wächst halt auch jetzt und muss auch jetzt weg. Letztes Jahr hab ich zu viel davon stehen gelassen, dann der milde Winter … ich hab noch nie so hohen Löwenzahn, so große Klatschmohnblüten und derartig große Wildemöhrenstauden wie in diesem Jahr gesehen!
Nachdenklich stochere ich mit dem Kochlöffel in den Marillen herum. Sie haben sich am Boden angelegt – grauenhaft! Ich rühre vorsichtig um, um nichts abzukratzen. Dann läutet das Telefon, eine liebe Freundin. Natürlich hebe ich ab, schalte auf Lautsprecher und leere beim Plaudern die Marillen in einen anderen großen Topf. Weiche den ersten ein, um ihn gleich wieder verwenden zu können. Während wir plaudern, legen sich die Marillen im zweiten Topf ebenfalls sofort an. Weg von der Platte. Der erste Topf ist nicht sauber zu kriegen. Ich muss das Telefonat beenden. Durchatmen. Und jetzt eins nach dem anderem: Topf sauber schrubben, Marillen wieder umfüllen, anderen Topf einweichen, diesmal ganz langsam die Marillen erhitzen, ständig rühren … und nur rühren. Meine Schultern entspannen sich, der Geist wird ruhiger. Doch kein zweites Produkt mehr heute Abend.