Wenn ich sitze

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„Wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, ….“ (aus einer Zen-Geschichte)
Vor ein paar Tagen gehe ich in den Weinkeller nebenan, um zwei Gläser Marmelade zu holen. Auf dem Weg überlege ich, welche Sorten ich mir hole. Dabei fällt mir ein, dass ich einen Plan machen sollte, welche Sorten ich für den Weihnachtsmarkt aufhebe. Im Herbst sind ja einige Sorten besser gegangen als andere. Da gab’s jede Menge interessante Rückmeldungen. Ist schon irgendwie nett, so auf einem Markt zu stehen und zu erzählen, die Leute kosten zu lassen.
Aja, was wollt ich eigentlich: Marmelade für unser Sonntagsfrühstück. Ich nehme ... 

zwei Gläser von denen ich denke, dass sie nicht so leicht zu verkaufen sind, weil sich die meisten Leute darunter nicht gleich etwas vorstellen können. Dafür sollt ich mir vielleicht bessere Namen einfallen lassen. Auf einigen Nachbargläsern bemerke ich Staub. Ich gehe nach hinten zum Waschbecken, um das Wischtuch zu holen, das da liegt. Ich greife zu dem Tuch, während ich gedanklich schon beim Frühstück sitze, und erschrecke ganz furchtbar, als eine Maus darunter hervor schießt und sich hinter dem Kasten in den Abgrund stürzt. Mein Herz klopft. Es ist ja nur eine Maus, immerhin bin ich im Keller. Es wird Winter, und die Mäuse ziehen sich vermehrt in wärmere Gefilde zurück. Ich werde doch etwas tun müssen. Drüben habe ich noch Fallen, ich werde gleich eine aufstellen.
Ich gehe zurück ins Haus, stelle die Marmeladen ab, nehme mir eine Falle und ein kleines Stück Schokolade und ziehe wieder los. Ich will kein Getier im Keller haben. Die finden ja auch wirklich überall einen Eingang. Und dann fressen sie einfach alles an. Sogar Abwaschtücher zerlöchern sie, das kann doch nicht schmecken!! Wer weiß, was die hinter dem Kasten noch alles anknabbern? Immerhin ist da ein Kühlschrank eingebaut! Die werden doch nicht auch Kühlschrankkabeln erwischt haben?! Dann haben wir wieder einen Kurzschluss, brauchen den Elektriker, das kostet wieder extra, wie damals …. Als ich den Keller verlasse und zusperre, bemerke ich, dass ich einen Schlüssel zu wenig in der Hand halte. Der Haustürschlüssel fehlt. Ich bin ausgesperrt.
Jetzt muss ich lachen. Wohin ich mich von meinen Gedanken bringen hab lassen: auf die Straße, bei knapp über Null, ohne Mantel … ich wollt ja nur kurz in den Keller.