Achtsamkeit und Sprache

Eines Tages war im Deutschunterricht das kleine Wörtchen „müssen“ dran.

So oft, wie wir dieses Wort im Alltag verwenden, könnte man meinen, es wäre einfach, viele Beispiele zu finden, um die Bedeutung zu demonstrieren. Bei genauerer Betrachtung wurde aber schnell klar, dass es meistens ....

gar nicht um ein „müssen“ geht. Könnten wir ohne dieses Wort auskommen? Wann ist denn ein „müssen“ ein wirkliches „müssen“?

Tatsächlich hat dieses Wort die Tendenz, Belastung durch äußere Anforderungen zu verschärfen. Oft nur gedacht, oft ausgesprochen, ist es häufig ein Zeichen dafür, wie sehr wir unter Druck stehen.

Inzwischen ist der Tipp, das Wort „müssen“ zu ersetzen, ja schon weit verbreitet. Manche raten zum Ersetzen mit „dürfen“, andere zu „wollen“. Ein hilfreiches Training. Allerdings ist nicht jedes ursprünglich als „müssen“ Empfundene glaubhaft (!) durch ein „dürfen“ oder „wollen“ zu ersetzen.

Hilfreicher scheint mir hier geübte und gelebte Achtsamkeit zu sein.

Übe das Innehalten in einer freundlichen, neugierigen inneren Haltung und schau einmal genau hin ohne zu bewerten. Wann auch immer du bemerkst, dass das „müssen“ sich in deinen Gedanken tummelt oder du es ausgesprochen hast. Lass es da sein und betrachte die Gesamtsituation. Das ermöglicht dir bewusste und klare Entscheidungen. Die für dich passende Ausdrucksform – wenn es denn noch eine braucht - kommt ganz alleine.